Das Ego aus der Sicht der Psychologie 


In der Psychologie gibt es verschiedene Ansichten. Die Meinungen zur Befreiung vom Ego variieren je nach theoretischem Rahmen. Einige Ansätze unterstützen die Idee, dass eine gewisse Distanzierung vom Ego möglich ist, während andere diese Vorstellung kritischer betrachten. Das Ego erfüllt gemäss der Psychologie wichtige Funktionen in Bezug auf Identität, Selbstschutz und soziale Interaktion. Die Psychologie beschäftigt sich mit unserem Handeln, Denken und Fühlen und gliedert sich in 5 Hauptströmungen. Ich werde mich hier nur mit der Tiefenpsychologie befassen, da sie den Ursprung psychischer Probleme im Unbewussten sieht. 

Der Begründer der Tiefenpsychologie war Sigmund Freud. Seine Schüler, die sich später von ihm trennten, Alfred Adler und Carl Gustav Jung, haben ihre eigenen Theorien zur Tiefenpsychologie aufgestellt und diese Richtung weiterentwickelt. Werfen wir einen kurzen Blick auf diese 3 Theorien:


Das Schicht- und Persönlichkeitsmodell von Sigmund Freud

Das grundlegende Konzept der Psychoanalyse ist die Erforschung des Unbewussten und seiner Auswirkungen auf das menschliche Verhalten sowie die Betrachtung innerer Konflikte, frühkindlicher Erfahrungen und Abwehrmechanismen als Schlüssel zum Verständnis psychischer Probleme und zur Förderung der psychischen Gesundheit. Freud glaubte, dass psychische Probleme aus diesem inneren Konflikt resultieren können, insbesondere aus Konflikten zwischen den Trieben des "Es" (wie Sexualität und Aggression) und den moralischen und gesellschaftlichen Normen des Über-Ichs. Durch das Schicht- und Persönlichkeitsmodell könne wir das besser verstehen.

Das grundlegende Konzept der Psychoanalyse ist die Erforschung des Unbewussten und seiner Auswirkungen auf das menschliche Verhalten sowie die Betrachtung innerer Konflikte, frühkindlicher Erfahrungen und Abwehrmechanismen als Schlüssel zum Verständnis psychischer Probleme und zur Förderung der psychischen Gesundheit. Freud glaubte, dass psychische Probleme aus diesem inneren Konflikt resultieren können, insbesondere aus Konflikten zwischen den Trieben des "Es" (wie Sexualität und Aggression) und den moralischen und gesellschaftlichen Normen des Über-Ichs. Durch das Schicht- und Persönlichkeitsmodell könne wir das besser verstehen.

Das Eisbergmodell hilft uns zu verstehen, dass unser Verhalten oft von unterbewussten Kräften und Motivationen beeinflusst wird, die wir nicht immer erkennen können. Freud betrachtete das Unbewusste hauptsächlich als eine Anhäufung unterdrückter Instinkte und verdrängter Triebe. Dabei spielt das "ES" eine zentrale Rolle in seiner Theorie. Es repräsentiert die primitivsten und impulsivsten Triebe und Wünsche einer Person und hat einen grundlegenden Einfluss auf ihre psychische Dynamik. Freud betonte die zentrale Rolle von Sexualität und Libido in der psychischen Entwicklung und im Verständnis neurotischer Symptome. Das "ES" ist in der Lage auch das Über-Ich zu verzerren, so Freud. Der Psychiater Raphael Bonelli, der an der Wiener Sigmund-Freud-Universität lehrt und forscht, sagte: Der Mensch besteht bei Freud nur aus Materie und ist zutiefst unfrei. Es gibt bei Freud überhaupt keine Freiheit. Kein Mensch kann sich frei entscheiden – es hat immer seinen Grund immer im Ich, Über-Ich oder Es“ „Der Mensch ist eine Maschine.“ 

Quelle: Deutschlandfunk.de            

Das Es repräsentiert die Triebe, Instinkte und unbewussten Wünsche einer Person. Es operiert nach dem Lustprinzip und strebt nach unmittelbarer Befriedigung von Bedürfnissen und Wünschen, unabhängig von moralischen oder sozialen Überlegungen.

Der Sexualtrieb ist eine der grundlegenden Triebkräfte, die durch das Es repräsentiert wird. Sigmund Freud betrachtete die Sexualität als eine grundlegende Triebkraft des menschlichen Verhaltens und als eine der wichtigsten Manifestationen des Es. Das Lustprinzip, nach dem das Es handelt, strebt nach unmittelbarer Lustbefriedigung, und der Sexualtrieb ist ein zentraler Aspekt dieses Prinzips.

Freud argumentierte, dass der Sexualtrieb nicht nur auf sexuelle Aktivitäten begrenzt ist, sondern auch auf andere Formen der Lustbefriedigung ausgeweitet werden kann, wie zum Beispiel Essen, Trinken und körperliche Nähe.


Die Analytische Psychologie von Carl Gustav Jung

Jung betrachtete das menschliche Bewusstsein als eine komplexere Struktur als Freud und schuf ein Modell, das er als "kollektives Unbewusstes" bezeichnete. Bei Jung gibt es im Gegensatz zu Freuds Theorie des "ES" keine so grosse Übermacht. Jung nennt die unterdrückten Gefühle "Schatten" und sagt, dass wir, wenn wir sie verstehen lernen, an ihnen wachsen können.

Jungs Konzept der gesamtpsychischen Abbildung unterscheidet sich von Freuds Modell. Jung führte das kollektive Unbewusste und die Archetypen ein. Freud legte den Fokus auf individuelle Konflikte und Erfahrungen, während Jung die Bedeutung von kollektiven und transpersonalen Aspekten der Psyche betonte. Jung glaubte, dass die vollständige Integration und Meisterung aller drei Ebenen des Bewusstseins – das Bewusste, das Persönliche Unbewusste und das Kollektive Unbewusste – notwendig sei, um das wahre Selbst zu erreichen. Hier sind einige Aspekte dessen, was Jung mit der Begegnung mit dem Selbst meinte:

Individuation Dies beschrieb Jung als den Weg zur persönlichen Ganzheit und Selbstverwirklichung. Es geht darum, sich von äusseren Erwartungen und Einflüssen zu lösen und ein authentisches und ganzheitliches Selbst zu entwickeln. Durch das Erreichen des wahren Selbst ist man in der Lage, die Welt ohne Gewalt und Unterdrückung so zu verändern, wie man es für richtig hält.

Transzendenz und Spiritualität: Jung betrachtete die Begegnung mit dem Selbst als eine spirituelle Erfahrung. Diese geht über das individuelle Selbst hinaus und stellt eine Verbindung zu einer transpersonalen oder spirituellen Dimension der Existenz her. Die Begegnung mit dem Selbst kann daher eine Quelle von Sinn, Bedeutung und spiritueller Erfüllung sein.


Alfred Adler und die Individualpsychologie

Alfred Adlers Individualpsychologie betont den individuellen Lebensstil und die subjektive Wahrnehmung eines Menschen sowie die Suche nach Sinn und Bedeutung im Leben. Er glaubte, dass jeder Mensch einzigartig ist. Jeder kann sein Leben auf individuelle Weise gestalten. Er betonte die Fähigkeit des Menschen zur Selbstbestimmung und zur aktiven Gestaltung seines Lebens, unabhängig von äusseren Umständen oder Einschränkungen. Adler sah das Minderwertigkeitsgefühl als wesentlichen Bestandteil der Persönlichkeitsentwicklung. Menschen haben von Natur aus ein Minderwertigkeitsgefühl, das durch die Diskrepanz zwischen ihren Fähigkeiten und den gesellschaftlichen Standards entsteht. Die Auseinandersetzung mit diesem Gefühl kann dazu beitragen, dass Menschen ihre Persönlichkeit entwickeln und wachsen. 

den obige Diagramm zeigt auf, wie der Mensch bei Minderwertigkeitsgefühl reagiert:

  • Zu einer Überkompensation kommt es, wenn eine Person nach extremem Erfolg oder Macht strebt, um das Gefühl der Minderwertigkeit zu überdecken. Dies kann zu einem exzessiven Streben  nach Dominanz, zu Perfektionismus oder zu einem übertriebenen Ego führen. Überkompensation führt kurzfristig zu Erfolgen, langfristig aber zu zwischenmenschlichen Konflikten oder Burnout.
  • Kompensation: Bei der Kompensation versucht eine Person, ihr Minderwertigkeitsgefühl auszugleichen, indem sie nach Erfolg, Anerkennung oder Überlegenheit strebt. Dies kann durch das Erreichen von beruflichem Erfolg, materiellem Besitz oder sozialer Anerkennung geschehen.
  • Überwindungsstreben: Im Gegensatz zur Kompensation und Überkompensation beinhaltet das Überwindungsstreben den aktiven Versuch, das Minderwertigkeitsgefühl zu überwinden, indem man es als Ansporn für persönliches Wachstum und Selbstverbesserung nutzt. Dies bedeutet, sich mit den eigenen Schwächen auseinanderzusetzen, persönliche Ziele zu setzen und aktiv an der Entwicklung von Fähigkeiten und Stärken zu arbeiten. Das Ziel ist es, langfristiges Selbstwertgefühl und inneres Wachstum zu fördern, anstatt nur kurzfristige Erfolge anzustreben.

Für Adler sind nicht die Erfahrungen entscheidend, sondern die Bedeutung die wir ihnen geben. Das Bedeutet: Der Mensch ist im Stande sich zu verändern, wenn er seine Erfahrungen verschiedenen Bedeutungen gibt. Dadurch ist der Mensch im Stande sich selbst zu verändern. Bedeutet also, dass Du die Menschen um Dich herum nicht verändern kannst. Nur wenn Du dich veränderst, ändern sich die Menschen um dich. Durch deine Veränderung änderst Du auch deine Situation.


Meine persönliche Sichtweise 

Sowohl die Psychologie als auch die Spiritualität streben danach, das menschliche Verständnis zu vertiefen und die menschliche Erfahrung zu verbessern, indem sie nach Wegen suchen, das Bewusstsein zu erforschen, innere Wachstumsprozesse zu fördern und das Wohlbefinden zu steigern. Es gibt eine Lösung für das was Dich beschäftigt. 

Für mich persönlich hat Freud mit seiner Aussage, dass wir im Grunde "Maschinen" sind, einen zentralen Punkt getroffen. Das trifft für mich genau auf das Ego und nicht uns als Ganzes. Bemerkenswert ist auch Adlers Theorie des Minderwertigkeitsgefühls. Das Ego fühlt sich ständig schwach und sucht nach Stärke und versucht deswegen ständig, dies zu kompensieren. Es ist möglich, das Ego zu überwinden, aber das erfordert ein tiefes Verständnis des Egos und die Bereitschaft, sich den eigenen Ängsten zu stellen. Jung wiederum hat auf elegante Weise erklärt, dass es mehr in uns gibt als nur den Verstand. Die innere Welt, einschliesslich Anima, Animus und die Archetypen, sind passive Energien, die nur dann zum Vorschein kommen, wenn wir sie suchen. Ich neige dazu zu glauben, dass sie in Wirklichkeit das wahre Selbst repräsentieren (Seele durch Inspiration), das ständig versucht, sich mit uns zu verbinden, aber oft vom Ego zurückgewiesen wird. Diese Spannung erzeugt so viele unnötige Gedanken und Gefühle, die uns immer und immer wieder bremsen.